Dorfkirche
Rüdnitz (Barnim)
Auszug aus der Rüdnitzer Chronik mit freundlicher Genehmigung des Ortschronisten R. Staude:
1367 wurde Rüdnitz als „Pecze Rudenicz" zum ersten Mal schriftlich erwähnt.
Über das Alter der Kirche lässt sich nichts Genaues sagen. Nach Ansicht von Fachleuten wurde sie im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts erbaut. In dieser Zeit wurden die Dorfkirchen aus behauenen Feldsteinen mit dicken Mauern und hochgestellten kleinen Fenstern als eine Art Wehrkirche ausgeführt, in der die Bewohner in Notzeiten Zuflucht und Schutz fanden. Sie hatte ursprünglich keinen Turm. Es könnte auch sein, dass wenn er vorhanden war, im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Unterlagen darüber gibt es aber nicht.
Im Innern hatte die Kirche eine flache Balken-/ Bretterdecke. Die Kirche hatte ein Hauptschiff und dahinter ein engeres Schiff, was noch heute deutlich sichtbar ist.
Beide Räume waren getrennt durch einen großen Bogen, in dem sich eiserne Türangeln befanden. Es wurde vermutet, dass an ihnen einst die Angeln der Chorschranken hingen. Behauptet wird, dass der kleinere Raum ein Hochaltar gewesen sei.
Ursprünglich gab es im Ort keine eigene Pfarre. Mönchpriester des Ordens der Kalandbrüder aus Bernau, die hier ein Kloster hatten (heute Gaststätte „Schwarzer Adler"), versahen hier den geistlichen Dienst, so glaubten die Alten.
All das sind aber Vermutungen, die über die Jahrhunderte überliefert wurden.
Zur Ausstattung der Kirche:
Auszug aus dem „Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Barnim", Herausgeber H.-J. Beeskow, 1999.
„Vor der Ostwand der Kirche steht der gemauerte und verputzte Altar. Der hölzerne, gefasste Altaraufsatz datiert aus dem 1. Viertel des 17. Jahrhunderts, wobei ein Schrein aus der Mitte des 16. Jahrhunderts Verwendung fand. In der Predelle befindet sich ein gemaltes Bild, das das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern zur Darstellung bringt. Dieses Bild ist eine Kopie des Altargemäldes von Leonardo da Vinci. Im Mittel- bzw. Hauptfeld sind die geschnitzten Figuren der vier Evangelisten untergebracht, hinter denen sich ein Engel und ein Pelikan aufhalten. Über ihnen schwebt in Gestalt einer gemalten Taube der Heilige Geist. Die Schnitzfiguren gehören wohl zum genannten Schrein. Die Seitenflügel des Altaraufsatzes sind geschmückt mit den geschnitzten Figürchen des Paulus, Petrus, Johannes des Täufers. Diese Figuren entstanden um 1430/40.
Im oberen Teil des Altaraufsatzes wird die Auferstehung Jesu thematisiert. Im Giebel befindet sich ein Madonnenkopf, der in der gleichen Zeit wie die Figürchen in den Seitenflügeln entstanden ist.
Links (nördlich) vor dem spitzbogigen Triumphbogen aus dem 13. Jahrhundert steht die polygone Sandstein-Kanzel. Sie datiert aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Kanzel, zu der fünf gemauerte Stufen führen, ist abgeputzt und mit den Farben blau, weiß, Gold bemalt. Die Kanzelbrüstung ist mit neun Engelsköpfen (aus rotem Ton) geschmückt. Der in Blau, Weiß und Schwarz gehaltene Schalldeckel schließt die Kanzel nach oben hin ab".
Das Kirchenrechnungsbuch (angelegt 1663) berichtet von 1733-1735 „sei die Hälfte der Kirche nach der Abendseite zu mit dem Turm zugleich neu gebaut worden, die Hälfte nach der Morgenseite sei so wie sie gewesen, daneben geblieben".
Ursprünglich hatte die Kirche keinen Turm. Es war jedoch ein Glockenstuhl da. Er stand an der Kirchhofmauer, da etwa, wo heute die Blutbuche steht.
Der Turm ist 28 m hoch. Da er erst später aufgesetzt wurde, ist nur eine Seite aus Mauerwerk (Giebelseite). Die 3 anderen Seiten sind aus Holz.
Der Turmkopf hat einen Durchmesser von 85 cm. Im Turm wurde ein Glockenstuhl für 3 Glocken eingerichtet.
1764 sind am Rüdnitzer Gotteshaus die alten „Schlitzfenster" für insgesamt 746 Reichstaler erneuert worden. Gleichzeitig entstanden die Westempore und die Patronatsloge an der Nordwand.
Im Jahre 1850 erfolgte ein Ausbau des Kircheninneren nach dem Plan des Baukonstrukteurs Bleu. Die Stühle wurden so angeordnet, dass mitten hindurch ein Gang gelegt und rechts und links Frauen- und Mannsstühle blieben. Die Regierung stiftete eine neue Altar- und Kanzelbekleidung. Außerdem erhielt die Kirche einen quadratischen Turmaufsatz (im Westen) mit Schweifhaube. Abgeschlossen wurde der Turm mit einer Wetterfahne, die die Initialen des Preußenkönigs Wilhelm IV. trug, der als Stifter dieses Umbaus genannt wurde.
Im Turm hing eine mittelalterliche Glocke mit einer Inschrift in gotischen Minuskeln „Desse Clocke is gegaten in Vrancenforde". Der Gießer ist nicht genannt, doch vermutlich handelte es sich um eine Prägerglocke.
Im Jahre 1883 erhielt die Kirche eine Orgel. Diese war von dem Orgelbauer Herrn Lütkemüller in Wittstock erbaut. Sie hatte einen 16-füßigen Subbass und 6 klingende Register.
1896 Das Geläut im Kirchturm wurde durch Ankauf einer neuen Glocke verbessert. Das Geläut war jetzt klangvoll und harmonisch. Lieferant der neuen Glocke war der Glockengießer Herr Collier zu Zehlendorf bei Berlin. Das Gewicht der Glocke betrug 600 Pfund. Die frühere alte Glocke hatte einen Riss bekommen. Sie wurde zum Umguss von Herrn Collier angekauft.
1914 Bedingt durch die Buntmetallknappheit während des Krieges mussten auch die zwei Glocken der Rüdnitzer Kirche (von 1864 und 1896) „zum Wohle des Vaterlandes" abgeliefert werden. Diese 2 Glocken wurden 1929 ersetzt.
Seit einigen Jahren zeigen sich an der Bauhülle der Kirche deutliche Schäden. Die Turmkonstruktion muss holztechnisch aufwendig saniert werden und ebenso ist eine denkmalgerechte Instandsetzung der Deckenbalkenlage, des Dachstuhls und Daches des Kirchenschiffs dringend erforderlich.
Die Kirchengemeinde kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen und ist darum sehr froh über die tatkräftige Unterstützung des Fördervereins und hofft ebenso für die nächsten Jahre auf Förderungen aus Kreis, Land, Bund und/oder EU!
Dorfkriche Rüdnitz
Dorfstraße 1
16321 Rüdnitz